Sonntag, 7. Oktober 2012

Szenen einer Ehe: Bohnen, Birnen, Speck auf rheinische Art nach Björn Freitag

Tischdeko für ein einfaches Abendessen.
Während Sie sich nicht umsonst den Nick "Kaoskoch" gab (Zitat aus ihrer "Über mich"-Seite: "Ich bin eine absolut zerstreute, chaotische Hobbyköchin, die Rezepte selten bis zu Ende liest und auch meistens nur die Hälfte der Zutaten einkauft. Mehr als drei Zutaten überfordern mich. Gleichzeitig kann ich ohne Rezept kaum Wasser kochen."), geht Er auch ans Kochen planvoll heran.

Tag 9, beim Abendessen.

Er: Ich möchte nächste Woche mal Bohnen, Birnen und Speck kochen, wenn's Dir Recht ist. Hab' da gerade im Fernsehn 'n Rezept gesehen.

Sie: Ich denke, Du isst keinen Speck?

Er: Das ist auch nicht ist Speck, das ist mit Mettenden.

Sie denkt traditionell über Bohnen, Birnen und Speck. Mettenden haben darin nichts zu suchen. Aber gut, Er ist aus Düsseldorf (und für'n ordentlichen Hamburger ist bekanntlich alles südlich der Elbe Ausland, also ist Er Ausländer), da kann Sie ja schon mal tolerant sein. Sie sagt gnädig: Mach' man.

Tag 5, beim Abendessen.

Er: Ich möchte morgen mal wieder auf den Markt. Ich will nächste Woche Bohnen, Birnen und Speck kochen.

Sie: Ich weiß, hab' ich schon auf den Plan gesetzt. Für Mittwoch und Donnerstag,wenn's Dir recht ist. Mittwoch ist ja frei, da hast Du Ruhe zum Kochen.

Tag 4, auf dem Wochenmarkt.

Sie: Falls die hier keine Kochbirnen haben, gibt's die zurzeit auch bei Real.

Er: Ich brauche keine Kochbirnen. Die nehmen normale Birnen für das Rezept.

Sie schnappatmet. Normale Birnen? Das geht nun wirklich nicht! Irgendwo hört Toleranz auf! Nach einem mittleren Ehekrach einer sachlichen Diskussion und diverser Probehäppchen wird die Sorte Clapps gekauft.

Tag 2, beim Frühstück.

Er: Ich habe übrigens für Mittwoch meine Mutter zum Essen eingeladen.

Sie hyperventilliert. Schwiegermutterbesuch heißt Wohnungsputz nicht unter fünf Stunden, denn Madame gehört zu der Spezies, die aus der Kloschüssel trinken und vom Boden essen wollen. Okay, letzteres ist kein Problem. Von dem, was meistens auf dem Küchenboden liegt, kann man einen Mehrgänger machen. Aber Sie hat seit Jahren den leisen Verdacht, dass Schwiegermutter es anders meint.

Sie: Okay, dann brauchen wir noch Vorspeise und Dessert. Mindestens ein Dreigänger muss es schon sein, am Besten vier. Ein einfaches Essen können wir ihr doch nicht servieren.

Er: Dass Du immer gleich durchdrehen musst!

Sie schmollt.

Tag 2, beim Abendessen.

Er: Ich fahre morgen noch mal zu Real. Ich will jetzt doch 'ne Beinscheibe und Suppengrün haben. Ich mach' den Fond doch selbst.

Sie: Ähm, mit Verlaub, das schmeckt Deine Mutter doch eh' nicht ...

Er: Aber ich! Und selbstgekochter Fond ist einfach leckerer!

Tag 1, im Supermarkt.

Er: Ich hab' 'ne extra große Beinscheibe genommen. Dann mache ich mehr Brühe und nehme das Fleisch von der Beinscheibe und mache daraus eine leckere Rinderbrühe.Das wird schmackofatzig!

Sie: Sachma, wieso isst Du Beinscheibe, aber kein Ossobuco?

Er: Weil da das Fleisch immer so eklig knorpelig und schwabbelig ist! Und hart!

Sie: Ich aß noch nie ein Ossobuco, das eklig knorpelig, schwabbelig und hart war!

Er: Doch, als ich als Kind in Italien war, war das immer so! Ich esse das nicht! [Innerlich stampft Er wütend mit dem Fuß auf wie ein Dreijähriger. Das kann Sie genau sehen].

Sie: Wenn ich ein Ossobuco koche, probierst Du wenigstens mal? Zu Fisch, Mango, Lamm, Labskaus, Bohnen, Birnen und Speck konnte ich Dich doch auch bekehren. Und wenn's Dir nicht schmeckt, darfst Du 'ne Pizza essen.

Er willigt grummelnd ein. Sie triumphiert. Hat sie ihn mal wieder rumgekriegt!

Tag 1, nach dem Abendessen:

Er: Ich gehe jetzt in die Küche und bereite alles für Morgen vor.

Sie hört kurze Zeit später das Sofa schnarchen und ahnt: Die Vorbereitung entfällt.

Tag 0, nach dem Frühstück. Er schnibbelt Gemüse und setzt den Fond an, schnibbelt Bohnen, blanchiert sie und bereitet einen Teil zum Einfrieren vor, schält Kartoffeln und stellt sie in einem Topf mit Wasser in den Kühlschrank. Sie legt sich wieder ins Bett.

Nachmittags räumen beide auf und putzen.

16.30 Uhr. Er kommt aus seinem Zimmer und verkündet: Ich habe den Ablaufplan aktualisiert! Sie denkt: Ablaufplan? Er hat nicht wirklich Ablaufplan gesagt, oder?!, und schafft es gerade noch, Teller und Besteck aus der Küche zu holen, bevor Er diese zum Sperrgebiet erklärt, weil Er jetzt Speck würfeln und sich sammeln muss. Sie deckt den Tisch. Die Gläser poliert Sie im Bad. Die Küche ist ja Sperrgebiet.

17.30 Uhr: Sie fragt unruhig: Sachma, solltest Du nicht mal langsam den Topf aufsetzen? Er verneint. Er ist voll im Plan.

18.30 Uhr. Schwiegermutter sollte eigentlich schon seit einer Viertelstunde da sein, ist es aber nicht. Er beschließt, jetzt das Essen aufzusetzen.

19.00 Uhr. Schwiegermutter ist eingetroffen und wird von Ihr bespaßt, denn Er werkelt noch in der Küche. Schwiegermutter erfährt, was es zu essen gibt und sieht so aus, als möchte sie am Liebsten sofort wieder gehen. Der fette Speck! Die ganzen Birnen! Also, auf den Fotos, die man so kennt, sieht das nicht essbar aus!

19.30 Uhr: Das Essen steht auf dem Tisch. Es ist lecker! Wirklich! Nur nicht für Schwiegermutter ...

Bohnen, Birnen und Speck auf rheinische Art.
Bohnen, Birnen, Speck auf rheinische Art nach Björn Freitag

Zutaten für ca. 6 Portionen:

1 Beinscheibe vom Rind
1 Gemüsezwiebel
1 Bund Suppengrün
1 Kilo Bohnen
½ Schwarte fetter (weißer) Speck
1-3 EL Mehl (je nach Vorliebe)
6 Mettenden
4 Birnen, möglichst hart
Essig
200 g Crème fraîche
Kümmel
1 Bund Bohnenkraut
Salz
Pfeffer

Zubereitung:

Für den Fond das Suppengrün waschen und grob zerkleinern (wer mag, kann es auch putzen und schälen) und mit der Beinscheibe in einen Topf geben. Eine halbe Gemüsezwiebel dazu geben. Mit zwei bis drei Liter Wasser auffüllen und zwei bis drei Stunden köcheln lassen.

Die Bohnen waschen, putzen und in Stücke schnibbeln.

Den Speck von der Schwarte lösen und in Würfel schneiden. In einen Suppentopf geben und anbraten, so dass der Speck anfängt sich aufzulösen.

Zwiebel schälen, ebenfalls würfeln und zu dem Speck geben.

Mehl zum Speck hinzugeben: Je mehr, desto sämiger wird später die Suppe. Das Mehl mit dem Speck und den Zwiebeln verrühren. Die Brühe durch ein Sieb dazugeben und umrühren.

Die Kartoffeln schälen und in Salzwasser gar kochen oder würfeln und zusammen mit den anderen Zutaten in der Suppe garen.

Bohnen in die Suppe geben.

Mettenden mit einem spitzen Messer einstechen und in die Suppe legen.

Das Bohnenkraut mit Küchengarn oder einem Bindfaden zusammenbinden (dann lässt es sich später leichter aus der Suppe nehmen)

Birnen waschen, schälen, in Stücke schneiden und mit dem Bohnenkraut ebenfalls zur Suppe dazugeben. Umrühren und fünfzehn Minuten köcheln lassen.

Essig, Crème fraîche und Kümmel in die Suppe geben. Die Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und servieren.

Quelle: WDR-Fernsehen

2 Kommentare:

  1. Ich könnt mich jedes mal wegschmeißen vor Lachen, wenn ich Deine Szenen einer Ehe lese :-) Klasse geschrieben und bildlich kann ich mir sowas richtig gut vorstellen. So manches Mal geht es auch bei uns so zu ;-) Herzlichst Nadja

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