Er: Hat meine Frau nicht eine schöne Tischdeko gemacht? Schwiegermutter: Schade um die schönen Tulpen! |
Sie schlappt schlaftrunken zum PC, wo Er schon einen Milchkaffee für Sie bereit stellte. Sie will nur wach werden, Radio hören und spielen. Er ist schon wach und kommunikativ.
Er: Duuuhuuu, Schaaahaaatz, ich habe heute Nacht vom Essen geträumt! Ich habe ein ganzes Menü geträumt!
Sie denkt sich: Heiligs Blechle! Reicht nicht eine Kochbekloppte, die vom Essen träumt?!
Er: Aaaalsoooo, pass auf! Vorspeise ist eine klare Tomatenessenz. Oder 'ne Clear Oxtail. Oder Mockturtle. Dann kommt ein Erdbeersorbet. Das machst Du. Kannst auch die Eismaschine nehmen. Als Hauptgang gibt es Lachs mit Nusskruste. Zum Dessert mache ich Orangenmousse. Na, wat sachste? [Er strahlt Sie voller Stolz an].
Sie hüstelt: Ähm, Hase, also, wir haben Januar. Tomate? Erdbeeren? Das kannste im Sommer machen.
Er: Du kannst auch immer nur meckern!
Sie rollt die Augen.
Er, wieder von der Palme runter: Okay, dann die Oxtail.
Sie: Gut, dann bestellen wir gleich beim Schlachter einen Ochsenschwanz.
Er: Ochsenschwanz? Wozu? Ich wollte eine aus der Dose nehmen.
Sie schnappatmet.
Sonnabend Nachmittag, beim Afternoon Tea bei Schwiegermutter.
Er: Schatz, was hältst Du davon, wenn wir meine Mutter nächsten Sonntag zum Essen einladen?! Ich kann dann mein Menü kochen. Er guckt treuherzig. Wie kann Sie da nein sagen? Er: Muddi, kannst Du nächsten Sonntag?
Petersilienwurzelessenz. |
Er: Und dann kommst Du abends zu uns zum Essen?
Schwiegermutter: Ja, ich glaube das geht. Warte mal [blättert wieder im Kalender]. Also Montag, da habe ich ...
Er, sie unterbrechend: SONNTAG! Bei uns! Halb sieben!
Während der Woche redet er immer wieder von seinem Menü. Schließlich ist wieder Sonnabend Morgen.
Er: Also, ich hab' das Menü jetzt festgelegt. Es gibt Petersilienwurzelessenz. Dann machst du Erdbeersorbet. Ich mache den Lachs und die Orangenmousse.
Er: Nein, ich mache Orangenmousse! Basta! Und die Kiwis esse ich noch! Bestimmt! Oder ich püriere sie und friere sie ein.
Später, auf dem Markt. Er findet keinen Parkplatz.
Er: Kannste nich' schon ma' aussteigen und einkaufen? Ich komm' dann später nach.
Sie: Nee, ich weiß ja nich', waste willst. Du suchst dir das Gemüse doch lieber selbst aus und diskutierst mit jeder einzelnen Wurzel. Ich kauf' bestimmt das falsche. Und Bargeld hab' ich auch keines mit.
Er: Sind wir heute mal wieder ein bisschen zickig?!
Vor dem ersten Marktstand:
Er: Haben Sie Petersilienwurzeln?
Verkäuferin: Ja, vier Stück.
Er zu Ihr: Schatz, reicht das?
Sie: Keine Ahnung, Ich kenne dein Rezept nicht.
Er: Zickzickzick [Später stellt sich heraus: Er hat noch gar kein Rezept.]
Sonntag Mittag.
Die Suppe muss noch geklärt werden. Die Mousse steht im Kühlschrank. Er hat alles im Griff.
Er: Kanst du mir bitte zeigen, wie man Suppe klärt? Ich hab' das noch nie gemacht!
Sie setzt zu einer Erklärung an, meint dann aber: Töv ma! Ich hab' das gebloggt. Ich druck's dir aus!
Er geht lesend zurück in die Küche, kommt wieder und klagt: Das klappt nicht! Sie geht mit in die Küche, stellt fest, dass die Temperatur zu niedrig ist, gibt Starthilfe und verschwindet wieder.
Kurze Zeit später ruft er aus der Küche: Schaaahaaatz, bist du so lieb und filetierst mir die Orangen? Sie trabt in die Küche und legt los, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt durch sein liebendes Haupt auf ihrer Schulter. Er will halt genau sehen, was Sie macht, damit Er es das nächste Mal selbst kann.
Er: Ach, Du wendest die Brutalo-Methode an!
Sie: Äh, ja. Wie denn sonst?
Er: Ich dachte, man pellt erst die Apfelsine, dann nimmt man die einzelnen Stücke heraus und häutet sie.
Sie: Kann man. Ich hab' heute aber noch was anderes vor.
Orangenmousse mit schokolierten Orangenfilets. Schwiegermutter: Der Teller ist ja ganz dreckig! Er: Das ist die Deko! |
Neue Kuvertüre, neuer Versuch, aber auch ihr schmiert die Kuvertüre ab, als sie mit Orangenfilets in Verbindung kommt.
Es ist halb sieben. Schwiegermutter und das kleine braune Hundevieh stehen vor der Tür. Letzteres hat Gastritis. Oder Noro. Auf jeden Fall Magenprobleme. Die könnten auch von dem Maulkorb kommen, den es vor fünf Tagen zerkaute, als es die Tierarztpraxis zerlegte.
Sie kocht Fencheltee für den Hund und füllt mitgebrachte Wurzelsuppe mit aufgelöster Hundepille auf einen Porzellanteller, denn Schwiegermutter besteht darauf, dass der Hund nur von Porzellan frisst. In diesem Fall half auch das Porzellan nichts. Der Hund verweigert die Suppe. Als Sie die später wegkippt, denkt Sie, Sie kann den Hund verstehen.
Um sieben Uhr verkündet Er stolz: Es ist angerichtet!
Deine Geduld ist bewundernswert.... LG gudrun
AntwortenLöschenWir sind zum Glück gegenseitig sehr geduldig mit uns ;o)
LöschenNo woman- no cry. Wie recht doch schon der gute Bob hatte :-) Schönes WE, das Menü liest sich trotzdem gut,
AntwortenLöschenGruß
Holger
Danke, das freut den Gatten! Es war auch sehr lecker, vor allem die Mousse.
LöschenIch liebe deine Sonntagsgeschichten! :D
AntwortenLöschenUnd zum Essen würde ich gern mal vorbeikommen. Das Menü klingt gut!
Ich habe mich einmal mehr bestens amüsiert! Das Menü liest sich toll! Ich freu mich schon auf die nächste Szene :-)
AntwortenLöschenGrüessli
Irene