Freitag, 30. September 2011

Hähnchen mit Couscous, Süßkartoffeln und Kürbis

Eigentlich erstaunlich, dass wir keinen Kürbis mochten, als ich mit dem Bloggen anfing. Inzwischen freue ich mich mit Herbstbeginn darauf, und selbst der Gatte schlägt für den wöchentlichen Essensplan regelmäßig Kürbis vor.

Am liebsten mögen wir Butternuss / Butternut, Hokkaido, Patty Pan und Muskat. Mit den anderen Sorten tun wir uns oft schwer.

Zu diesem Gericht passt auch Butternuss sehr gut, aber wir hatten gerade Hokkaido da.

Hähnchen mit Couscous, Süßkartoffeln und Kürbis

Zutaten für 4 Portionen:

2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
500 g Hokkaido
500 g Süßkartoffeln
4 Hähnchenbrustfilet
2 EL Olivenöl
1 Liter Gemüsebrühe
1 EL Tomatenmark
1 TL Zimt
2 EL Rosinen
1 Dose Kichererbsen
Salz
Pfeffer
Zhug, alternativ: Chili, Knoblauch, Koriander, Kardamom und Kreuzkümmel
300 g Couscous
400 ml Wasser
3 Stängel Koriandergrün

Zubereitung:

Zwiebeln schälen und fein würfeln. Knoblauch schälen und fein würfeln oder pressen. Süßkartoffeln schälen und mit dem Kürbis in ca. 2 cm dicke Würfel schneiden.

Hühnchen in Olivenöl in einer Pfanne mit hohem Rand oder einem Schmortopf ca. 4 Minuten goldgelb braten. Zwiebeln und Knoblauch hinzufügen und ca. 2 Minuten glasig anbraten. Tomatenmark und Cayennepfeffer unterrühren. Gemüsebrühe angießen und alles ca. 10 Minuten zugedeckt köcheln lassen.

Süßkartoffeln zum Hühnchen geben und etwa 10 Minuten garen. Dann die Kürbiswürfel und die Kichererbsen untermischen. Zimt und Rosinen unterheben. Wenn auch der Kürbis gar ist, alles mit Salz, Pfeffer und Zhug abschmecken.

Das Wasser in einen Topf geben, salzen, aufkochen, Couscous hingeben, Temperatur reduzieren und gar quellen lassen.

Zum Servieren den Couscous mittig auf ein Tebsil oder eine große Platte stürzen. Gemüse um den Couscous schichten und die Filets auf den Couscous legen. So viel von der Brühe über den Couscous geben, dass der gut feucht ist. Die restliche Brühe separat dazu reichen. Korianderblättchen von den Stängeln zupfen und auf das Gericht streuen.

Alternativ kann man statt Filets auch Keulen nehmen.

Donnerstag, 29. September 2011

Szenen einer Ehe: Gezwiebelt

Sie surft durch die Blogosphere. Er blickt auf den Bildschirm: Das sieht lecker aus. Was ist das?

Sie: Der Zwiebelkuchen, den Du gerade gegessen hast. Heike hat den auch gemacht.

Er: Schatz, ich will ja nicht meckern, aber das da bei Heike sieht irgendwie besser aus. Viel fluffiger. Fast wie Kirschkuchen. Vielleicht hättest Du Eier rein tun sollen.

Sie, durch gepresste Lippen: Da waren vier Eier drin. VIER! EIER! V - I - E - R.  E - I - E - R.

Er: Mach' Dir nix draus. Hefe und Du, Ihr könnt' halt nicht miteinander. 

Sie, nur noch sehr mühsam beherrscht: Hefe und ich können miteinander. Denk an Baba au rhum für Deine Mutter. Die waren großartig.

Er: Ja, das hat mich auch gewundert.

Mittwoch, 28. September 2011

Zwiebelkuchen mit Trauben

Heike hat ihn, Frau Küchenlatein hat ihn, und sicher ist er auch noch in anderen Blogs zu finden, aber ich gestehe: Ich lese Blogs nur selten so systematisch, dass mir auffällt, welches Rezept gerade durch die Bloggerwelt geistert.

Unabhängig von den Beiträgen der werten Kolleginnen hätte es diesen Zwiebelkuchen mit Trauben auch bei mir gegeben, denn als ich ein Paket von der Post abholte, schaute ich auch beim Bio-Supermarkt nebenan vorbei und nahm neben Brot und Macadamiamus die aktuelle Ausgabe von Schrot & Korn mit. Zwei Tage später schritt der Gatte im Garten zur Weinlese, es ist Federweißer-Zeit ... Ein perfektes Zusammentreffen also.

Zwiebelkuchen mit Trauben

Zutaten für ein Backblech:

Für den Teig:
500 g Dinkelvollkornmehl
1 TL Salz
1 Würfel Hefe
400 ml lauwarmes Wasser
7 EL Olivenöl

Für den Belag:
800 g rote Zwiebeln
200 ml saure Sahne
200 ml Milch
4 Eier
Pfeffer
Salz
500 Weintrauben, kernlos
2 TL frische Thymianblättchen

Zubereitung:

Mehl mit Salz mischen. Hefe in lauwarmen Wasser auflösen. Die Mischung mit dem Olivenöl portionsweise zum Mehl geben und so verarbeiten, dass ein glatter Teig entsteht. Zugedeckt an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen.

Währenddessen die Zwiebeln in Ringe hobeln (die faule Hausfrau nimmt dafür die Moulinette). Saure Sahne mit Milch und Eiern verquirlen und mit Salz und Pfeffer kräftig würzen. Trauben waschen, größere Früchte halbieren.

Teig auf einem mit Backpapier ausgelegtem Blech ausrollen, dabei einen Rand hochziehen. Teigboden mit einer Gabel mehrfach einstechen und die Sahne-Ei-Mischung darauf verteilen. Dann Zwiebeln, Trauben und Thymianblätten darauf verteilen.

Bei 190 Grad (Ober-/Unterhitze) auf der mittleren Schiene ca. 45 Minuten lang backen.

Dienstag, 27. September 2011

Endspurt-Update: 7. Kochtreffen "Kronshagen unter Dampf" am 08.10.2011

Hier ein Update zu den rasanten Planungsfortschritten der letzten 24 Stunden. Wenn ich im richtigen Film gibt, sieht unser Menü wie folgt aus:

Gruß aus der Küche (Ulrike)

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Brot aus dem Backofen mit Dampf (Ulrike)


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Rote Bete-Orangen-Salat (ORsi) und eine Variante ohne Rote Bete für Ulrike

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Wan Tan Dim Sum aus dem Dampfkorb (Anikó)

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Perlhuhnbrust im Jaroma-Mantel mit Marzipanpflaumen (Heidi) und einmal mit ohne Marzipan für Mel

***

Baouzi mit herzhafter, süßer oder gar keine Füllung als wissenschaftliche Vergleichsstudie zum Verhalten der Geschmacksknospen (Anikó)

***

Crème Caramel mit Grand Marnier (ORsi)

***

Soufflé oder Pudding (Sivie)

Ich glaube, wir sind etwas dessertlastig, aber egal. Mein momentanes Überlebensmotto im Haus, das Irre macht, ist ohnehin "Stressed is desserts spelled backwards".

Ulrike, die unermüdliche, erstellte eine vorläufige Rezepteliste und eine Einkaufsliste, noch ohne Sivies Dessert. Marzipanrohmasse und Grand Marnier können wir streichen; ich habe noch ausreichend zu Hause und bringe das mit. Bei den Saucen gucke ich mal, da könnte ich auch noch einiges haben bzw. will es ohnehin nachkaufen. Ingwer habe ich immer im TK, kann ich auch mitbringen. Muskat kann ich auch mitbringen. Und Ulrike, wenn ich Dir sonst noch was von den Einkäufen abnehmen kann, musst Du Bescheid sagen. Sonnabend könnte ich zum Asia-Laden, und an der Metro fahre ich abends eh' vorbei.

Muss ich überhaupt noch den Tischdampfgarer mitbringen?

Und noch was Organisatorisches, damit niemand irgendwo auf der Straße steht:
  • Da wir diesmal so spät dran sind, schlage ich vor, dass wir direkt in Kronshagen abrechnen.
  • Heidi nimmt ORsi, Gundi und mich mit nach Kronshagen. Wenn wir um 13 Uhr bei Ulrike sein wollen, sollten wir gegen 11.30 Uhr los fahren. Treffpunkt: U-Bahn Lattenkamp, Ausgang Lattenkamp. 
  • Sivie fährt direkt.
  • Anikò und Mel sind schon quasi vor Ort und Ulrike sowieso.
  • Wer was anderes außer Wasser mit Sirup trinken will, bringt es selbst mit oder muss mit dem Dessert-Alkohol Vorlieb nehmen.

Montag, 26. September 2011

Für Schwiegermutter und für Zorra: Baba au rhum

Zu Schwiegermutters 75.
muss es natürlich ein
Dessert-Feuerwerk sein ...
Für Schwiegermutter zu kochen, ist schwierig. Insbesondere, wenn ich koche, denn ich kann nicht kochen. Alles, was ich koche, ist außerdem zu fett, zu zuckrig, zu cholesterinig, zu wasweißichig. Schwiegermutter schafft es sogar, in Leitungswasser Fett, Zucker und Cholesterin zu entdecken, wenn ich es serviere. Der Gatte hingegen darf Kürbis-Sahne-Suppe, Schweinsbraten und Nougatparfait servieren und wird für das kalorienarme Menü gelobt.

Ausnahme ist Baba au rhum, kleine, süße, getränkte Hefekuchen. Das ist Schwiegermutters Lieblingsdessert, das sie selbst aber nie macht, weil sie keinen Hefeteig kann, und das es nur noch selten in Lokalen gibt. 

Eigentlich kochen wir im Ferienhaus eher einfach. Als wir aber letztes Jahr auszogen, um Schwiegermutters 75.  zu zelebrieren, wurden vom Gatten große Küche und von mir Geburtstagstorte und Dessert erwartet; das, was der Gatte nicht gerne macht. Also Baba au rhum. Ich kann normalerweise auch keinen Hefeteig, aber ich beherzigte alle Tipps, die mir Frau Küchenlatein gab, und der Hefeteig wusste in diesem Fall genau, worum es ging. Er benahm sich mustergültig. Seitdem darf ich ihr jederzeit Baba au rhum zum Nachtisch machen und ihr die Reste einpacken.

Alle Zutaten inkl. Dariolformen, Saftpresse, Pinsel und Microplane wurden sicherheitshalber aus Deutschland mitgebracht, denn Ferienhausküchen sind ja meistens nicht so üppig ausgestattet. Der Hefeteig ging am Kamin, nach dem Backen wurde ich zum Weiterarbeiten in die Waschküche verbannt, weil die Küche für das Festessen benötig wurde ... Nur gut, dass ich nicht kochen kann und mich deswegen Improvisieren nicht abschreckt.

Ferienhausküche geht zur Not auch in einer Waschküche.
Baba au rhum

Zutaten für 10 Portionen

Für den Teig:
100 g Rosinen
Rum zum Einweichen der Rosinen
½ Würfel Hefe
180 g Zucker
3 EL lauwarmes Wasser
250 g Mehl
50 g Butter plus Butter für die Dariolformen
4 Eier
1 Zitrone, unbehandelt, Schale und Saft davon
1 Prise Salz

Vorbildlich aufgegangene Hefeküchlein.
Für die Tränke:
500 ml Wasser
200 g Zucker
100 ml Rum
1 Vanilleschote, das Mark davon

Außerdem:
350 g Aprikosenmarmelade
2 EL Wasser
Zubereitung:

Die Rosinen über Nacht in Rum einweichen. Aus der Flüssigkeit nehmen (den Rum kann man später noch für die Tränke nehmen).

Für den Teig Hefe in 3 EL lauwarmem Wasser auflösen. Aus einer guten Prise Zucker und einigen EL Mehl einen Vorteig herstellen, mindestens 15 min gehen lassen. Von der Zitrone die Schale abreiben. Zitrone auspressen, Saft beiseite stellen, wird später gebraucht.

Danach das restliche Mehl und nach und nach die nicht zu heiße geschmolzene Butter, die Rosinen, Eier, Zitronenschale, Salz und den restlichen Zucker unterarbeiten, gut, aber nicht zu fest kneten und zu einer Kugel formen, mit einem feuchten Tuch bedeckt 1 ½ Stunden gehen lassen. Nochmals durchkneten.

Teig in 10 Kugeln teilen und in 10 gut gebutterte Dariolformen (oder Tassen) geben.  Formen mit einem feuchten Tuch bedeckt weitere 30 Minuten gehen lassen.

Bei 180° bis 200° Ober- / Unterhitze backen, bis die Küchlein hellbraun sind. Auf einem Gitter etwas auskühlen lassen, dann aus den Formen stürzen. .

Für die Tränke 200 g Zucker in 500 ml Wasser so lange kochen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Das Mark der Vanilleschote beigeben, auskühlen lassen, Rum beigeben. Etwas von der Flüssigkeit in die Dariolformen geben, dann die Küchlein in die Förmchen setzen und warten, bis die Flüssigkeit aufgesogen ist. Diesen Vorgang solange wiederholen, bis die Küchlein vollgesogen sind.

Jetzt Aprikosenmarmelade mit Zitronensaft und 2 EL Wasser vermengen und aufkochen. Die Küchlein auf ein mit einem sauberen Küchenhandtuch ausgelegten Backblech stellen (erspart viel Wischerei ;o)) und mit dieser Mischung bestreichen.

Die Küchlein auf Teller setzen und mit Vanilleeis sowie ein paar Rum-Rosinen servieren.

Resteverwertung von Reiseproviant und halbem Hefewürfel:
Apfelkuchen mit Rosinen aus der Lameng.
Aus der restlichen Tränke, dem übrigen halben Hefewürfel, den restlichen Rosinen, dem Rest Aprikosenmarmelade und mitgebrachten Äpfeln wurde dann noch ein Apfelkuchen aus der Lameng. Und da sag' noch mal einer, im Ferienhaus könne man nicht ordentlich kochen. Wer nicht kochen kann, den schreckt so was nicht ;o)

Baba au rhum ist mit zweiter Beitrag für Zorras Bloggeburtstag.

7 Jahre kochtopf - Blitz-Blog-Event - Gib ihm Süsses! (Einsendeschluss 30. September 2011)

Quelle: CK. Susa, von der Rezept stammt, wurde auf ziemlich unfeine Art aus dem CK geworfen. Sie ist jetzt regelmäßig bei den Kollegen von 180 Grad zu lesen. Manchmal hat ein Schlechtes auch sein Gutes ;o)

Freitag, 23. September 2011

Arthurs Enkeltochter gibt Zorra Süßes

Es gibt ja Menschen, die glauben mir nicht, dass ich eine faule Köchin bin. Es gibt sogar Menschen, die glauben, ich könne kochen. Oder backen. Dabei koche und backe ich schon seit gut vier Wochen kaum noch selbst. Weil mal wieder Überstunden angesagt sind. Stattdessen kocht der Gatte. Und dabei hat er noch immer keine Küchenmaschine.

Dann kommt zwischendrin sie zu Besuch und läßt sich weder vom Essen noch von meiner üblichen herzlichen Begrüßung "Make yourself at home. Clean my kitchen" vergraulen. Mehr noch: Sie läßt sogar Arthurs Enkeltochter hier. Die kocht nicht. Aber sie backt. Sehr praktisch. Jetzt werde ich bekocht und bebacken. Wenn sich jetzt noch jemand meldet, der gerne putzt und wäscht, ist meine Welt perfekt.

Da Zorra gerade ihren siebten Bloggeburtstag feiert und sich Süßes wünscht, darf Arthurs Enkeltochter nicht nur mich bebacken, sondern auch Zorra. Mit Zwetschgenkuchen. Mit Marzipan. Und Streuseln. Ein bisschen habe ich auch gemacht: Das Rezept gesucht und die Zutaten abgewogen. Jedenfalls fast alle.

Zwetschgenkuchen mit Marzipan und Streuseln

Zutaten für eine 26er Springform
Für den Kuchen:
500 g Zwetschgen, entsteint und geviertelt (ggf. auch mehr, wir haben nicht gewogen)
100 g Marzipanrohmasse
175 g Butter, weich (und etwas Butter für die Form)
80 g Zucker, braun
1 TL Vanillezucker
1 Zitronen, davon die abgeriebene Schale
3 Eier
150 g Dinkelmehl
1 TL Backpulver

Für die Streusel:

175 g Butter, kalt, in Flöckchen (besser: 100 g Butter, denn die Streusel waren zu feucht)
150 g Dinkelmehl
80 g Zucker, braun
1 Msp. Fertigmischung Arabischer Zucker oder eine Gewürzmischung aus Zucker, Kardamom, Zimt, Nelken, Piment, Muskatnuss und Vanille


Zubereitung:

Den Backofen auf 180°C (Umluft 160°C) vorheizen. Springform fetten.

Das Marzipan würfeln (besser: reiben oder raspeln, denn die Würfel waren uns zu grob).

Die Butter mit dem Zucker mit einem Handmixer schaumig rühren, dann Vanillezucker und Zitronenschale hinzufügen. Nach und nach die Eier unterrühren und die Masse kurz auf höchster Stufe aufschlagen. Das Mehl mit dem Backpulver vermischen und unter die Masse rühren. Das Marzipan auf niedrigster Stufe untermischen. Den Teig in die Springform streichen, mit den Pflaumenvierteln belegen und den Kuchen 20 Minuten vorbacken.

Währenddessen für die Streusel Mehl, Zucker und Zimt gut vermischen und die Butter dazugeben. Alles zu feinen Streuseln verkneten und eventuell bis zum Ende der Backzeit kalt stellen.

Die Streusel auf dem vorgebackenen Pflaumenboden verteilen und den Kuchen nochmals 35 bis 40 Minuten backen, bis die Streusel goldbraun sind. Zur Sicherheit Stäbchenprobe machen.

Quelle: CK

7 Jahre kochtopf - Blitz-Blog-Event - Gib ihm Süsses! (Einsendeschluss 30. September 2011)

Donnerstag, 22. September 2011

London calling 2011: Und sonst noch so ...

Selbst bei mir besteht ein Urlaub nicht nur aus Essen. Da gab's noch mehr:
  • Treffen mit G.. Ein Wiedersehen nach etwa 15 Jahren. Viel zu lang. Und viel zu kurz. Aber das Wiedersehen ist geplant. Bald. Ich freue mich. Und dann bekomme ich einen Brotbackkurs. Ob ich will oder nicht. Gibt es den Hermann eigentlich auch in England? Oder bin ich die erste, die ihn einführen wird?
  • Spätabendlicher Spaziergang zum Primrose Hill mit G. und traumhafter Blick über die glitzende nächtliche Stadt bei Vollmond.
  • Hörnchen suchen in Kensington Gardens und im Hyde Park. Beim letzten Besuch erwischten wir anscheinend den einzigen Tag, an dem sämtliche Londoner Eichhörnchen frei hatten. Dieses Jahr waren sie nicht so pflichtvergessen.
  • Tower, von vorne bis hinten, oben bis unten. Inklusive Kronjuwelen. Und aller anderen Ausstellungen.
  • Tate Modern. Sehr bequeme Sofas für mich. Für den Gatten die Kunst. Grandiose Aussicht aus der Espresso-Bar im 4. Stock und dem Restaurant im 7. Stock. Ich freue mich auf die Erweiterung der Ausstellungsfläche in den unterirdischen Tanks. Hoffentlich stehen da auch Sofas.
  • Narrowboat-Fahrt von Camden Lock nach Little Venice. Immer wieder schön. Und irgendwann laufe ich auch mal den Weg am Fluß lang. Anschließend Spaziergang durch den Hyde Park zurück zum Hotel.
  • Victoria & Albert-Museum. Eine riesige Rumpelkammer, in der man, wie in jeder Rumpelkammer, spannende Funde machen kann.
  • British Museum. Auch eine riesige Rumpelkammer, aber besser sortiert.
  • Natural History Museum. Imposante Dinosaurier. Und Rumpelkammer.
  • Kew Bridge Steam Museum. Dampfende Dinosaurier. Unbedingt sonntags hingehen, wenn alles raucht und dampft, die Maschinen vorgeführt werden, das Bähnchen fährt. Leider fielen der geplante Spaziergang durch Kew und die Bootsfahrt zurück nach Westminster buchstäblich ins Wasser.
  • Harrods. Ohne Foodhall. Unglaublich, aber wahr. Stattdessen Toy Kingdom. Neuster Mitbewohner: Harold, der große Brüder von Portobello. Knapp 50 cm. Ohne Ohren. Und die sind lang, die Ohren.
  • Harvey & Nichols. Mit Lebensmittelabteilung. Und Fortnum & Mason. Ebenfalls mit.
  • Covent Garden. Hart erarbeitet. Die U-Bahn-Station hat 193 Stufen. Keuch. "Are you allright, Madame?" - "Certainly. Would you mind carrying me the remaining 163 steps?" Donnerstags gibt es einen Farmer Market. Es roch alles sehr lecker, aber wir wollten woanders essen.
  • Kamerakauf an der Tottenham Court Road. Meine Canon wollte nicht mehr. Jetzt habe ich eine schnell gekaufte, günstige Fuji und hoffe, die Canon kann wiederbelebt werden.
  • Disney Store. In Covent Garden. Und an der Oxford Street. Diesmal ohne Kaufrausch.
  • Chinatown bei Nacht. An einem Sonnabend. Inmitten feierfreudiger, betrunkener Engländer. Auch 'ne Erfahrung.
  • Odeon am Leicester Square. Cowboys and Aliens. Überteuert. Unbequeme Sitze, enger als im Flugzeug und aus siffigem Plastik. Kinosaal total verdreckt. War auch mal besser. Im Electric und im Gate liefen leider keine Filme, die uns gefielen.
  • Oxo Tower. Schöne Shops und grandioser Blick von der winzigen öffentlichen Aussichtsplattform im achten Stock.
  • Fish 'n' Chips. Bei Rock & Sole. Noch schlechter als beim letzten Mal. Und im Hereford Arms. Richtig gut.
  • Portobello Market. Am oberen Ende ist ein interessanter Farmers Market. Und natürlich musste ich zu Books for Cooks und in den Spice Shop.
  • Trocadero. Muss sein. Bei jedem Besuch. Wegen des Bonscheladens. Diesmal gab's noch einen Hirnfroster obendrauf.
  • Trafalgar Square. Ohne Cocktail in der Roof-Top-Bar. Leider. Haben wir nicht geschafft.
  • Oxford Street. Rauf. Runter.
  • Forbidden Planet. Die brauchen eine Ehefrauen-Wartezone. Dringend. Aber da gibt es genial Cupcake-Bücher. Completely kinky.
  • Blackwell. Die haben eine Ehefrauen-Wartezone. Die Restaurants nebenan. Zum Glück. "Schatz, ich war da doch nur 10 Minuten drin." Klar. Eine Stunde hat nur 10 Minuten. Weiß man doch.
  • British Library. Da kann man nicht nur lesen, sondern auch gucken. Der Besuch lohnt sich, vor allem, wenn es Sonderausstellungen gibt. Aber auch sonst.
  • White Cube Gallery. Sehr verstörende Jake und Dinos Chapman-Installation. Bin sehr froh, dass ich die sah.


Noch mehr London:

Mittwoch, 21. September 2011

London calling 2011: Von Kühlschränken und Elefanten

Im Science Museum gibt es eine Ausstellung, die sich eigentlich an kleine Kinder richtet, die aber auch großen Kindern Spaß macht: The Secret Life of the Home. Während sich also der Gatte mit Fliwatüts beschäftigte, verbrachte ich eine vergnügliche Zeit im Keller mit ...
... von der Decke hängenden Installationen, in diesem Fall eine alte Küchenmaschine, die vor sich hin rattert. Klasse war auch ein Wärmflaschen-Orchester, das lustige Flappgeräusche machte, sich aber leider nicht fotografieren ließ.
... Mixern aus unterschiedlichen Jahrzehnten. 
... dem Kreiselnlassen eines Plastikhuhn in einer Mikrowelle
... dem Bestaunen des Ur-Großvaters meines Radioweckers.

... der Feststellung, dass ich unbedingt eine Teasmade brauche - hier die Seitenansicht eines Modells der Kombi aus Wecker und Teekocher, in diesem Fall sogar mit Licht und Radio. Und tragischerweise stelle ich erst bei Schreiben dieser Zeilen fest, dass Teasmades immer noch hergestellt werden. Beim nächsten London-Besuch muss ich eine kaufen. Bis dahin habe ich in meinem kleinen Schlafzimmer hoffentlich einen Platz dafür gefunden.
... dem Vorfahren eines Paco-Jets: Ein White Mountain Freezer aus dem Jahre 1923. Durch Salz und Kurbeln bekommt man sehr schnell Eis, Sorbets und geschmeidige, kalte Massen.
Von Kühlschränken und Elefanten erfährt man auch. Nein, es wird nicht gezeigt, wie man erkennt, dass ein Elefant im Kühlschrank war. Es wird ein alter Werbefilm gezeigt, in dem Elefanten beweisen, dass Kühlschränke so stabil sind, dass sie darauf stehen können. Keine Ahnung, wieso das den Kühlschrankverkauf ankurbeln sollte. Ob ein Elefant auf meinem Kühlschrank stehen kann, war mir bislang immer ziemlich egal. Aber ich kenne da mindestens eine Frau mit Kater, für die es ein Kaufkriterium wäre, ob der Vierbeiner die Kühlschranktür öffnen kann.

Entdeckungen gibt es auch im Museumsshop: Haushaltswaren, überwiegend von skandinavischen Designern, Muffinformen und allerlei putziges Küchengedöns.

Noch mehr London:

Dienstag, 20. September 2011

London calling 2011: "War is a nuisance. ..."

Teil einer Plastik von Tom Murphy zur
Erinnerung an die über 4.000 Opfer der
deutschen Luftangriffe auf Liverpool
und Bootle zwischen 1940 und 1942.
"... Everything is on ration, and you can't get sweets." Der Zwölfjährige, der die deutschen Luftangriffe auf Großbritannien zwischen 1940 und 1945 überlebte und seine Erinnerungen in einem Schulaufsatz schilderte, hat messerscharf erkannt, dass es keinen Grund für einen Krieg gibt, aber unzählige dagegen.

Das Zitat stammt aus der Ausstellung "The Children's War", die noch bis Januar 2012 im Imperial War Museum (IWM) in London läuft. Normalerweise sorgt der Gatte dafür, dass ich im Urlaub keine Orte oder Ausstellungen besuche, die auch nur ansatzweise mit der NS-Zeit zu tun haben, da ich einen Teil meiner Brötchen mit der Erinnerung an diese Zeit verdiene - überwiegend mit Briten und Amis, die auf den Heritage Tour durch Deutschland reisen. Der Gatte findet halt, ich soll im Urlaub abschalten. Aber da er beim letzten Besuch ins IWM wollte, kam ich mit. Die Children's War-Ausstellung berührte mich, und so besuchte ich sie diesmal erneut, als der Gatte wieder ins IWM wollte, um irgendeinen Lorbeerkranz von Kaiser Wilhelm zu sehen.

Die Rationierung von Lebensmitteln, Schuhen, Bekleidung, Kohle, Gas, Elektrizität und Seife (weil man die Öle und Fette für Nahrungsmittel brauchte) wurde in Großbritannien 1940 eingeführt und endete im Sommer 1954. Im letzten Jahr überlegte ich mehrfach, kurz nach London zu fliegen, um die Sonderausstellung "The Ministry of Food" zum 70. Jahrestag der Rationierungen zu sehen, aber es ging sich einfach nicht aus. Den Ausstellungsblog habe ich sehr interessiert gelesen und einige, öhm, ich sage mal, interessante, Aktionen wie diesen Versuch, sich von den Rationen zu ernähren oder The 1940's Experiment,um abzunehmen, zur Kenntnis genommen.

Herzstück der Children's War-Ausstellung ist die Replik eines Hauses aus den 1940er Jahren, das in Kent stand. Es ist ein vergleichsweise modernes und komfortables Haus, insbesondere wenn man bedenkt, dass viele Menschen, vorallem in den Großstädten, in beengten, slumähnlichen Verhältnissen lebten, ohne Bad, mit Toilette auf dem Hof. Beim Gang durch das Haus erfährt man viel über das Leben und den Alltag der Kinder, aber auch der Erwachsenen, im Krieg; die Evakuierung auf's Land, was für manche Großstadtkinder neben der Trennung von den Eltern auch ein Kulturschock war; das Leben unter deutscher Besatzung auf den Kanalinseln; die Transporte deutsch-jüdischer Kinder nach England; die Situation in den Bunkern; das neu beginnenende Leben nach dem Krieg; die Situation von Vätern oder erwachsenen Brüdern an der Front uvm. Dabei liegt der Focus nicht nur auf der Situation in Großbritannien. Es kommen genauso Kinder aus Deutschland und den von Deutschland besetzten west- und osteuropäischen Ländern zu Wort. Ein Augenmerk liegt außerdem auf der Situation außerhalb Europas.

Man betritt das Haus quasi durch die Küche.
Küche links.
Küche rechts.
Produkte aus den 1940er Jahren wie Camp Coffee, Oxo Cubes, Obst und Gemüse in Dosen und das Ration Book, in dem die Marken für Lebensmittel, aber auch Schuhe und Kleidung waren.
Es folgen die übrigen Räume, dann geht man aus dem Haus 'raus durch verschiedene Themenbereiche wie durch die Straßen einer Stadt. Wie in allen Ausstellungen in diesem Museum bleibt es dem Besucher selbst überlassen, wie viel oder wenig Informationen er aufnehmen möchte, ob als Text, als Film, als Hördokument etc.. In den Sommerferien stehen in der Ausstellung zudem Zeitzeugen zu Gesprächen zur Verfügung.

Bedrückend fand ich beim ersten wie auch beim zweiten Besuch den Morrison Shelter, benannt nach dem Minister for Home Security, Herbert Morrison. Der Bunker wurde in Häusern bzw. Wohnungen ohne Keller aufgebaut, oft im Esszimmer, sofern vorhanden. Nachts wurde darin geschlafen, und tagsüber wurde er als Esstisch genutzt. Mit einer Länge von 2 Metern, einer Breite von 1,20 Metern und einer Höhe von 75 cm fanden teilweise sechs Menschen in ihm Schutz vor deutschen Bomben. Geliefert wurde der Bunker als Bausatz mit 359 Teilen und drei Werkzeugen.
Morrison-Shelter.
Beim ersten Besuch dachte ich: "Och, wie niedlich, die haben wohl Kaninchen im Wohnzimmer gezüchtet, um die Fleischration aufzubessern." Als ich sah, was der Drahtverhau wirklich ist, bekam ich einen Kloß im Hals. Kaum vorstellbar, dass diese Konstruktion einem herunterfallenden Decke standhalten sollte, aber sie tat es, sofern die Bunker richtig zusammengebaut und platziert waren. Eine halbe Million dieser Bunker wurde bis Ende 1941 ausgeliefert. 1943 folgten weitere 100.000 Stück.

Diesmal bedrückte mich am meisten die Schilderung eines diabetischen Schulkindes, das auf den von Deutschen besetzten Kanalinseln lebte. Diabetiker konnten kriegsbedingt kein Insulin bekommen, wodurch alleine auf den Kanalinseln 60 Menschen starben. Maurice Green überlebte durch folgende Strategie: "Every day I dug up the garden which made me burn energy. I didn't eat any carbohydrate or starch. I took a morning job for which I was paid in eggs and the odd piece of pork. I ate dandelions and roots and lost a lot of weight."

Ich wünschte mir, in Hamburg gingen Ausstellungsmacher ähnlich sensibel und vielschichtig mit dem Thema um. Viel zu oft werden die fehlenden finaziellen Mittel angeführt. Viel zu oft braucht es die gar nicht. Aber Ideen und den Mut, sie umzusetzen.

Noch mehr London:

Montag, 19. September 2011

London calling 2011: Leon - changing the face of fast food

Ich übersetze "fast food" ja gerne mit "fast ein Essen", denn mit richtigem Essen hat das nichts zu tun. Nichts gegen den Schotten und den König (wenn ich die Wahl habe, letzteren), wenn's mal schnell gehen soll oder der Gatte kurz vorm Zuckerkoma steht aber wenn ich eine Alternative habe, nehme ich lieber Sushi oder belegte Brötchen, wenn schon keine Zeit für richtiges Essen ist.

Und nun empfahl mir ausgerechnet The Saucy Chef ein Fast-Food-Restaurant, als ich nach Last Minute-London-Tipps fragte. Und wenn jemand behauptet, ich müsse dort "unbedingt!" hin, weil: "Fastfood, was sich lohnt!", dann nehme ich die Anregung gerne auf.

Leon in der Old Compton Street lag günstig, als wir gerade Hunger hatten. Die Einrichtung sprach mich sofort an. Ich hätte gerne mehr Zeit dort verbracht, und wäre ich noch in die Kochbuchbibliothek im Keller gegangen, hätte der Gatte mich vermutlich gar nicht mehr als dem Lokal bekommen. Aber wir hatten an unserem letzten Tag in London noch einiges vor, und so wurde es wirklich ein schnelles Essen.
Blick in den hinteren Raum des Lokals in der Old Compton Road, wo es etwas ruhiger ist als zur Straße hin.
Das Essen kommt in Pappkartons, auch wenn man im Restaurant isst.
Leon Chicken Curry.
Aus den Pappschachteln isst es sich ein wenig unbequem, die Klappen sind im Weg. Das Essen war frisch und lecker, wenn auch für uns beide ein wenig zu scharf gewürzt. Und wir wählten beide dusseligerweise Fresh Leon-Made Lemonade - wie der Name schon sagt, ist die aus Zitronen. Nicht süß, sondern sauer. Zu sauer für den Gatten und an der Grenze für mich. Fazit: Ich esse gerne wieder bei Leon, muss mir das nächste Mal nur besser überlegen, was. Aber Essen und Konzept überzeugen.

Es gibt übrigen auch zwei Leon-Kochbücher. Ich habe keines gekauft. War ein Fehler. Aber irgendwie war ich diesmal nicht ich Kochbuchkauflaune. Dafür gibt es eine Liste, die bei der nächsten Reise bei Books for Cooks abgearbeitet wird.

Noch mehr London:

Sonntag, 18. September 2011

London calling 2011: Alles so schön bunt hier

Ich gestehe: Ich bin ein Merchandise-Junkie! Gebt mir bunten, vielleicht noch glitzernden, halbwegs alltagstauglichen Billigkrams mit irgendeinem Logo drauf - ich greife freudig zu. Schlimmer noch: Ich zahle sogar dafür. Meine Nenn-Omi sorgt deswegen permanent für Erdverwerfungen auf dem Friedhof, predigte sie doch immer: "Kind, wenn die wollen, dass ich Werbung für sie mache, sollen sie mich dafür bezahlen. Nicht umgekehrt!" Sie predigte vergeblich.

Natürlich musste ich zu M & M's World, als wir beim abendlichen Bummeln zwischen Leicester Square, China Town, Soho und Piccadilly Circus da vorbei kamen. Der Laden ist riesig, geht über vier Stockwerke, und war an einem Sonnabend gegen 22 Uhr proppendicke voll. Die einzelnen Stockwerke sind thematisch und geschlechterspezifisch gegliedert, um möglichst die ganze Familie anzusprechen, aber die Artikel wiederholen sich natürlich. Überall stehen putzige, riesige M&M-Figuren: Als Beatles auf dem Zebrastreifen, als Beefeater, als Bärenfellwache, als Cinderella, als James Bond, als Bobby ... Schön für Fotos, und dementsprechend waren die Figuren umlagert.

Erstaunlicherweise gibt es nicht nur den Süßkrams, sondern auch jede Menge Küchenkrams. Wir blieben aber standhaft. Einen Becher für den Gatten, der eigentlich gar nichts kaufen wollte und schon gar keinen Becher, weil wir schon viel zu viele haben; ein T-Shirt und die obligatrorischen Radiergummis für meine Sammlung. Keine Keksausstecher. Keine Plastikdosen. Keinen Thermobecher. Keine Esstäbchen. Keine Saftkanne. Keinen Senf-Ketchup-Honigspender.






Hier gibt es eine wunderbare Foto-Strecke mit ca. 80 Bildern vom Eröffnungstag im Juni 2011.

Ich glaube, ich muss da noch mal hin. Natürlich nur, weil nata wissen will, ob's die Erdnüsse auch in Pink gibt. Ganz selbstlos also.

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Samstag, 17. September 2011

London calling 2011: Bubble Tea bei Bubbleology

Eine der Sachen, die auf meiner Wenn-es-sich-denn-ergibt-London-Liste standen, war das Ausprobieren von Bubble Tea. Am ersten Tag stieß ich schon in der (übrigens kleinen, aber sehr feinen) Lebensmittel-Abteilung von Harvey & Nichols auf Bubbleology, probierte den Bubble Tea aber erst ein paar Tage später, als wir zufällig an der Filiale in Soho vorbei kamen.

Nun ja ... Also, ganz ehrlich: Wenn mir nicht jemand einen guten Grund nennen kann, einen wirklich guten, es noch mal zu versuchen, werde ich dieses Getränk kein zweites Mal probieren.

Nicht, das es nicht schmeckte. Der Erdbeerfrüchtetee, den ich als Grundlage nahm, war eiskalt ganz trinkbar, wenn auch viel zu süß. Nur was das mit den Bubbles auf sich hat, habe ich nicht so ganz begriffen. Die bubblen doch gar nicht. Die liegen schlapp unten im Becher wie eingerollte Nacktschnecken und warten darauf, durch den Strohhalm gesogen zu werden. In meiner Grundverpeiltheit hätte ich den übrigens fast vergessen. Dann aber steckte ich ihn voll mittig durch die Zielscheibe auf dem Becher - meine israelischen Freunde hätten sich über diese deutsche Gründlichkeit köstlich amüsiert, und mein Bogensportlehrer hätte sich gefreut, weil ich endlich mal die eigene Zielscheibe treffe und nicht die der anderen (wenn ich denn überhaupt treffe ...).

Und so wird der Bubble Tea gemacht:

Geschäft in Soho, im April 2011 eröffnet.
Die Inneneinrichtung erinnert an Chin Chin Labs.
Mein Bubble Tea wird gemacht: Erdbeersirup kommt in den mit Eiswürfeln gefüllten Becher, Wasser drauf, Bubble rein, Becher mit Plastikfolie versiegeln, fertig ...
Statt dieser schlaffen Nacktschnecken hatte ich mir unter den Bubbles so Mok-Kapseln vorgestellt, die auf der Zunge zerplatzen und eine Flüssigkeit freigeben. Okay, dass Tapioka-Kapseln keinen Geschmack haben, war mir klar, aber selbst, wenn ich aromatisiertes Tapioka genommen hätte, bliebe die Konsistenz doch gleich. Nichts für mich also. Aber die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden.

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Freitag, 16. September 2011

London calling 2011: Chin Chin Labs

Madagaskar-Vanille mit gerösteter weißer
Schokolade und Karamell-Meersalz-Sauce.
"Und was ist an diesem Eis nun so toll?" grumpfelt der mümmelnde Gatte, der ungehalten war, weil er eine gefühlte Ewigkeit auf seinen Eisbecher warten musste. - "Na ja, es ist komplett ohne Kristalle, es hat die perfekte Konsistenz, ist weder zu fest noch zu weich, und es ist lecker, nich?" - "Hmmmm." Ein paar Minuten später fragt er: "Sachma, wo krich ich eigentlich Stickstoff her?" Zwei Tage später schlug er dann selbst vor, mal eben nach Camden zum Eisessen zu fahren. Tage später, als er sieht, dass ich an diesem Blogbericht tippsle, meint der Gatte: "Das war wirklich geil! Das hat mich beeindruckt!" Hab' ich's mir doch gedacht.

Dass ich Eis auf Stickstoff-Basis sehr verlockend lecker finde, wusste ich schon aus dem Mok-Kurs, und so landete Chin Chin Labs kurz nach der Eröffnung auf meiner Reiseliste. Der Gatte, solchem Gedöns gegenüber spontan eher weniger aufgeschlossen, kam zunächst widerwillig mit. Der Deal war: Ich darf zu Chin Chin, wenn er zu Cyberdog darf. Nur wusste ich, dass er bei Chin Chin mehr Spaß hat als ich bei Cyberdog. Wobei: Wenn die Cyberdogs den Wackelkontakt in der Beleuchtung beheben und hörbare Musik hätten, könnte das ein schöner Laden sein. Ja, ich bin spießig, ich weiß. Allerdings gibt's bei Cyberdog putzigen Foodie-Schmuck: Donuts, Eistüten, Zuckerherzen, Kekse ... Zum Umhängen oder Am-Ohr-baumeln-lassen. Oder Haushaltswaren. Ich schweife ab ...

Britisches Understatement: Chin Chin ist
schwer zu finden, zumindest an einem
verregneten Dienstag. Die Werbeschilder
im Hintergrund gehören schon zum
nächsten Geschäft.
Chin Chin in den Camden Stables hätte ich fast übersehen. Zum Glück steht auf der Homepage: "Lookout for the swings outside the shop." Die Schaukeln sah ich dann auch als erstes. Wobei die Menschenschlange, die am Wochenende vorm Laden auf das Eis wartet, kaum zu übersehen ist. Der Laden ist winzig. Die Inneneinrichtung erinnert an Muppets Lab von Dr. Bunsen Honeydew aus der Muppet Show, nur Beaker fehlt. Jedenfalls der aus der Muppet Show. Richtige Beaker, also Bechergläser, sind da, denn in ihnen werden die Toppings und Saucen präsentiert. Pipetten zum Sauceauftröpfeln sind ebenfalls da. Lampen, Schränke, Tresen. Regale usw. sind am Metallrohren befestigt, was den Laborcharakter noch verstärkt.

Eisherstellung auf Stickstoffbasis ist eine sehr schnelle und gleichzeitig sehr schonende Methode. Die flüssige Eisbasis wird in kürzester Zeit auf minus 195,79°C abgekühlt und friert rascher als in einer Eismaschine. Ahrash Akbari-Kalhur und seine Frau Nyisha Weber, die Chin Chin im letzten Jahr eröffneten, beherrschen ihr Handwerk und haben Spaß daran, es zu erläutern. So nimmt sich Akbari-Kalhur Zeit, genau zu erklären, was er gerade macht. Dadurch gibt's natürlich eine etwas längere Wartezeit, aber Eis aus Stickstoff ist auch großes Kino. Bei unserem zweiten Besuch fragte er, ob wir schon mal da waren. Als wir bejahten, entschuldigte er sich, dass er sich nicht an uns erinnere, weil an den Wochenenden so viel los sei. Süß.
Blick in den wirklich winzigen Laden. Vorne, wo die Löffelstiele sind, ist der Tresen, dahinter eine handtuchschmale Fläche zum Eismachen. Vorm Tresen ist auch nicht mehr Platz.
Es gibt zwei Grundsorten: Valrhona-Schokolade (Carïbe 66 %) und Madagaskar-Vanille. Im wöchentlichen Wechsel eine dritte Sorte. Bei unserem ersten Besuch war's Jaffa Cake, beim zweiten Orange Bay Leaf Sorbet, zurzeit ist es Blueberry Buttermilk Pancake. Bickbeere. Buttermilch. Pfannkuchen. Ich hyperventiliere. Wann geht eigentlich der nächste Flieger? Oder gibt es einen Flug-Lieferservice? Ich meine, haaallooo, es gibt doch auch Flug-Mangos, warum dann kein Flug-Eis?. Ich schweife schon wieder ab ... Zum Sorbet erklärte Akbari-Kalhur, dass es sein erster Versuch sei, dass er damit noch experimentiert, die Fruchtsaft-Basis für Stickstoffeis nicht so gut geeignet sei wie die übliche Sahne-Milch-Basis.

Hast Du Dich für eine Eissorte entschieden, macht Akbari-Kalhur das Eis frisch vor Deinen Augen.
Die flüssige Schokoladen-Eisbasis wird in die Kitchen Aid gefüllt.
Der Stickstoff wird in eine Thermoskanne gefüllt.
Der Stickstoff wird aus der Thermoskanne in die Rührschüsseln zur flüssigen Basis gefüllt. Jetzt noch die Rührschüssel ein paar Mal kreiseln lassen, dann ist das Eis auch schon bald fertig.
Des Gatten Schokoladeneis wird in einen Becher gestrichen, während mein Vanilleeis noch ein wenig kreiselt.
Mein Vanilleeis ist fertig (siehe Bild ganz oben rechts).
Dann gehst Du drei Schritte weiter, wählst aus Toppings (Honigwaffeln, Haselnuss-Krokant, geröstete weiße Schokolade, irgendwas mit Heideblüten und noch ein, zwei, die ich vergaß) und drei Saucen (Schokolade, Himbeer, Karamell-Meersalz) je eine aus, und Weber perfektioniert Dein Eis. Bezahlen (3,95 £ / Portion, nicht zu viel angesichts Portionsgröße und Qualität, finde ich), und dann steht dem Schlecken nichts mehr im Weg. Für die, die kein Eis mögen, gibt es irgendwas Keksiges oder Kuchiges (sorry, darauf habe ich nicht geachtet, denn: Wie kann man kein Eis mögen?!). Außerdem gibt es Tee, Kaffee und verschiedene Getränke.
Orange Bay Leaf Sorbet mit Himbeersauce und gerösteter weißer Schokolade. Die Orange-Lorbeer-Kombi ist lecker. Das Sorbet war wie versprochen schön schmelzig und angenehm unsüß.
Ergebnis des Besuchs ist, dass ich keine Eismaschine mehr haben möchte, was den Gatten aufatmen ließ. Ich bin ganz bescheiden. Eine Kitchen Aid und Stickstoff reichen mir. Und: Hamburg fehlt ein Chin Chin Lab. Ganz klar.

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Donnerstag, 15. September 2011

London calling 2011: Borough Market

Nachdem wir den Morgen des zweiten London-Tages gute vier Stunden im Tower verbrachten, machten wir uns am späten Mittag über die Tower Bridge auf den Weg ans Südufer der Themse. Vorbei an St. Katherine's Docks,  Butler's Wharf, The Hays, City Hall, knapp anderthalb Meilen beim strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen, immer am Fluß entlang, mit gelegentlichen Abstechern ... Zum Glück hatte ich am Vortag Sonnencreme gekauft, nachdem ich beim ersten Hyde Park-Spaziergang schon einen Sonnenbrand auf der Nase bekam. Unterwegs rief mich Mudderns ganz aufgeregt an und teilte mir mit: "Du bist im Fersehen! Und Deine Münchner Freundin kocht!" Ach, sach bloß.

Auf dem Borough Market war ich schon mal Anfang der 1990er Jahre, lange, bevor er von Foodies entdeckt wurde oder ich mich ernsthaft für's Kochen interessierte. Wir landeten zufällig dort, weil wir uns auf dem Rückweg vom London Dungeon verirrten. Meine Begleiter waren entsetzt über die Warenpräsentation, die halt nicht wie im Supermarkt ist, damals wie heute. Essen wollte da von ihnen niemand etwas. Mich schreckte das schon damals nicht ab; ich bin durch meine Wüstenzeit abgehärtet.

Wie meistens, wenn ich vor einem Überfluss an Lebensmitteln stehe, kann ich mich nicht entscheiden, was ich kaufen möchte. Hätten wir ein Appartement gehabt, ich wäre hemmungslos geworden. Aber wir waren im Hotel und hatten zudem zur Begrüßung einen großen Obstteller aufs Zimmer bekommen. Auf dem Borough Market gibt es aber nicht nur Lebensmittel, sondern auch Speisen zum Mitnehmen, und so reihten wir uns in die Scharen der anderen Marktbesucher ein, die dort ihre Mittagspause verbrachten oder bei dem schönen Wetter mit Kind und Kegel einen Ausflug hierher machten.

Der Gatte entscheid sich für German Bratwurst mit Sauerkraut, während ich gerne Steak and Kidney-Pie gegessen hätte, den Pie Minister aber nicht warm im Verkauf hatte. Während ich noch überlegte, wie lange es wohl dauerte, einen mit dem Feuerzeug zu erhitzen, überzeugte mich der Verkäufer, doch Steak and Guiness-Pie zu nehmen - vermutlich zur Erleichterung der nach mir Wartenden ... Wir suchten uns einen Platz im Kirchhof der benachbarten Southwark Cathedral, der ältesten gotischen Kirche Englands. Hier trafen sich (angeblich) die Passagiere und die Besatzung der Mayflower vor der Überfahrt nach Amerika, und auch Shakespeare wird hier mit einer Statue gedacht, ist doch sein Globe Theatre ganz in der Nähe gewesen, betete er hier. Der Besuch der Kirche lohnt also ebenfalls, und gut essen kann man dort auch.
Blick in die relativ leere Halle des Jubilee Market.
German cakes. Oben auf dem Tresen liegen Quarkbaellchen - wie spricht man das wohl auf Englisch aus?
Schönheit hinter den Kulissen.
Eigentlich wollte ich schon immer mal Weizengrassaft probieren. Hab's dann aber doch gelassen. Hab' ich was verpasst?
Markt zum Mitnehmen.
Straßenmusiker vorm The Globe-Pub. In den Bridget Jones-Filmen wohnt die Heldin über dem Pub.
Austern auf die Hand.
Pie to eat out.
Southwark Cathedral
Kirchhof der Southwark Cathedral. Die Horden spielender Kinder gönnen den Tauben gerade eine Ruhepause
auf dem Rasen.

Gestärkt und mit einem Wassermelonensaft in der Hand ging's dann weiter an der Themse entlang, vorbei an der Golden Hinde, am heutigen Globe Theatre, in die Tate Modern, auf den Oxo Tower hinauf (im achten Stock gibt es neben einem Restaurant auch eine winzige öffentliche Aussichtsplattform mit Blick über die Themse und Nord-London), über die Waterloo Bridge zurück auf die Nordseite und durch den zauberhaften kleine Park am Victoria Embankment zur Tube, die uns zurück ins Hotel brachte. Abends aßen wir bei Garfunkel's - kann man, muss man aber nicht. Die beiden Pubs in Hotelnähe waren nur völlig überlaufen, der Gatte möchte nicht indisch oder asiatisch essen, ich nicht italienisch, beide wollten wir uns nichts von Waitrose holen und im Zimmer essen ... Da war das Lokal dann der Kompromiss.

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