In den letzten Wochen geriet alles ein wenig durcheinander. Zuerst war ich so erschöpft, dass ich den wöchentlichen Beitrag über unsere Corona-Küche nicht mehr schaffte, dann kam der Gatte ins Krankenhaus, dachte ich nicht mehr ans Essen, geschweige denn irgendeine No-Carb- oder Low-Carb-Diät. Einzig auf die 1.000 Kalorien Minimum achtete ich, damit es mit meinen Medikamenten keine Probleme gibt.
Am ersten Krankenhausabend des Gatten gab's für mich 'ne Kohlroulade und 'nen Klops, übriggeblieben vom Vorvortag, als der Gatte noch kochte. Zwei Tage hielt ich mich mit Pellkartoffeln und Quark über Wasser, dann schaffte ich es, ein kohlenhydratarmes Weißkohl-Curry zu kochen, an dem ich ohne Appetit zwei Tage aß (es hätte auch noch für weitere Tage gereicht, aber ich mochte nicht). Sonntag holte ich mir auf dem Heimweg von Krankenhaus und Schwiegermutter Falafel Dürüm und Pommes - und schlief nach dieser Kohlenhydratorgie endlich mal wieder acht Stunden wie ein Stein durch. Da mir Kohlenhydrate anscheinend zu Schlaf verhelfen, gab's Montag wieder welche in Form von Ofenkartoffeln.
Dienstag kam der Gatte aus dem Krankenhaus und wird seitdem nicht nur kulinarisch aufgepäppelt. Das Essen im Krankenhaus war so gar nicht sein Fall, wenngleich er froh war, wenn er welches bekam: Die ersten beiden Tage auf der Isolierstation in der Notaufnahme hatte man ihn nämlich schlichtweg vergessen, was für ihn als Diabetiker prekär war, nachdem seine Vorräte aufgebraucht waren. In der ganzen Zeit bekam er gerade zwei Mahlzeiten. Auf der Normalstation klappte es mit der Versorgung besser, sofern er nicht mittags zu Behandlungen musste - dann wurde das unangetastete Essen wieder mitgenommen. Zum Glück war er inzwischen wieder so fit, dass er sich etwas vom Bäcker holen konnte, und ich ihm Essen bringen konnte, was in der Notaufnahme nicht möglich war. Als Willkommensessen zu Hause aß er Currywurst (und ich 100 g Salami mit ohne Brot - vorbildlich ketogen).
Seit Mittwoch gibt's wieder so was wie Küche bei uns: Abends gab's Hühnerfrikassee.
Donnerstag, Heiligabend, war eigentlich ein Menü aus Feldsalat, Entenbrust und Bratapfel mit jeweiligem Gedöns geplant, sollte Schwiegermutter zu uns kommen, wollte der Gatte kochen. Durch seinen Krankenhausaufenthalt geriet das natürlich durcheinander, und fit genug, um in der Küche zu stehen, wird er noch lange nicht sein.
Als noch nicht sicher war, ob der Gatte womöglich Weihnachten noch im Krankenhaus ist, machte ich mit Schwiegermutter aus, dass ich ein paar Crèmes und Kleinigkeiten beim Grönhöker besorge und mit oder ohne Gatten für ein Stündchen zu ihr komme. Dann aber sah eine Corona-Verordnung vor, dass auch in Seniorenwohnanlagen nur noch Besuche mit negativen Corona-Test möglich sind, womit der Besuch bei ihr ausfiel.
Anstatt nun zu sagen, wir könnten Heiligabend zu Zweit sein, bestand Schwiegermutter allen Ernstes darauf, dass sich der rekonvaleszente Gatte stundenlang an einer Teststation anstellt, um zu ihr kommen zu können. Das redete der Gatte ihr aus. Schwiegermutter kam zu uns, was bedeutete, dass ich mal eben die Wohnung schwiegermutterfein machen müsste (der Gatte half, wo er konnte, nur darf er halt einfach nicht viel machen außer sich zu schonen). Keine 24 Stunden später rief sie an, um mitzuteilen, dass es in ihrer Seniorenwohnanlage Tests gäbe, der Gatte nun also Sonnabend zu ihr kommen und ihr Entenbrust zubereiten könne. Es überraschte Schwiegermutter sehr, dass ich fließend Tacheles sprechen kann. Die Entenbrust gibt es frühestens Neujahr, wenn der Gatte bis dahin wieder fit genug zum Kochen ist.
Heiligabend gab's also Crèmes zu Fladenbrot, Oliven, Shrimps und Börek, davor einen Feldsalat mit gratiniertem Ziegenkäse, als improvisierten Apèro weißen Glühwein auf Eis.
Improvisiertes Weihnachtsessen. |
Am Ersten Feiertag treffen wir uns traditionell mit Mudderns zum Brunch, aber das geht ja dieses Jahr nicht. Also bestellte ich die Weihnachtsbox im Henry's: Drei Gänge, vorgegart und vakuumiert geliefert - das sollte ich auch in Mudderns spartanischer Küche hinbekommen. Was sich so entspannt anhörte, war dann doch etwas stressiger als gedacht, was allerdings nicht am Henry's lag, sondern an Mudderns, die am Liefertag völlig aufgelöst anrief, weil das Essen tiefgekühlt geliefert wurde, sie nicht wusste, wohin damit, weil TK-Fach voll ("Pack's auf den Balkon, ist kalt genug bis übermorgen!"), um dann telefonisch Heiligabend im größten Schwiegermutterstress die Bastelanleitung für's Aufwärmen mit mir durchzugehen, damit es am kommenden Tag nicht so stressig für mich ist. Sie wollte alles richtig machen, total süß!
Nur befiel mich milde Panik, denn was Mudderns da vorlas, hörte sich nicht nach vorgegart, sondern nach roh an. Ich notierte, welches Küchen-Equipment ich am kommenden Tag einpacken muss, überlegte kurz, ob mein Herd ins Karlchen passt, und musste Mudderns davon abhalten, schon heute alle Beutel in die Mikrowelle zu werfen, damit das Essen am kommenden Tag auch ja gar ist ... Blieb die leise Hoffnung, dass Mudderns vielleicht gerade alles durcheinander wirft.
Eine Stunde vor Abfahrt rief ich Mudderns an, die schon auf alle Herdplatten Wassertöpfe gesetzt hatte, aus Angst, dass das Essen sonst nicht rechtzeitig fertig wird, und mir stolz berichtete, die Kartoffelklöße, die eigentlich nur 35 Minuten sieden sollten, würden schon kochen ... Der Gatte überlegte, unterwegs beim Döner zu halten, sicherheitshalber, aber da war zu. Also volles Risiko.
Ums kurz zu machen: Das Essen, bestehend aus Kürbis-Zitronengras-Suppe mit Kürbiskernbrot und Gänseschmalz, geschmorter, butterzarter Hirschkeule mit Rotkohl, Kartoffelklößen und Preiselbeerjus für Mudderns und den Gatten sowie Gänsebrust, Kartoffelklößen, Rosenkohl mit Speck und Kranbeeren für mich und Mohn-Mousse mit kandidierter Orange und Apfelcrumble war wirklich fein! Die Portionen waren so reichlich, dass wir heute nochmal davon essen, Muderns noch für zwei Tage Kürbissuppe hat, zwei Portionen Rotkohl in unserem Tiefkühler schlummern.
Das Einkaufen in den letzten zehn Tagen gestaltete sich weitgehend entspannt, denn da ich ohnehin nicht schlafen konnte, war ich schon morgens um sieben im Supermarkt. Das klappte auch am 23. Dezember gut, wenngleich ich entgeistert war, dass die Schlange vorm Schlachter zehn Minuten nach Öffnung schon bummelig 30 Meter lang, der Laden voll war. Die ersten Kunden müssen vorm Laden übernachtet haben.
Eigentlich hätte ich nicht anstehen müssen, weil der Gatte die Entenbrust vorbestellt hatte, Bestellungen extra ausgegeben wurden, aber als klar war, dass der Gatte Weihnachten zu Hause ist, wollte ich ihm Aufschnitt mitbringen - kulinarisches Aufpäppeln eben. So stand ich in der Thekenschlange. Für Schlachter, Discounter, vergeblichem Supermarkt-Abstecher (keine Parkplätze), Grönhöker, Trafik, Apotheke und Bäcker brauchte ich zweieinhalb Stunden - wobei ich die meiste Zeit beim Schlachter und beim Bäcker verbrachte.
Unsere Vorratslage ist, auch dank neuem, riesigem Kühlschrank, so gut, dass ich in der kommenden Woche eigentlich nicht einkaufen müsste, aber das hängt davon ab, was der Gatte essen möchte - und kann, denn die vielen neuen Medikamente, die er nehmen muss, schlagen ihm auf den Magen. Das beeinflusst sicher den Speiseplan.
Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.
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